
Wein & Co
2009 Château Montrose, St. Estephe
Geschrieben von: August F. Winkler
2009 Château Montrose, St. EstepheUndurchdringliches Tiefdunkelrot. Reich, ja üppig ausgestattetes Aromenpaket. Der Wein ist noch derart kompakt, also massig und festgefügt, so daß er sich erst nach dem Dekantieren und etlichen Minuten im Glas einige Details entlocken läßt. Die Nase registriert würzig-süßliche Noten nach reintönigen dunklen Beeren à la Cassis und etwas Brombeere, Vanille, Leder, Tabak, Zedernholz und Mokka nebst ein wenig Schokolade und Rauch (wie gegrilltes Steak). Der Körper ist dicht gewoben, das Tannin stark, doch bestens integriert. Die hohe Konzentration wirkt wuchtig – auch am Gaumen. Ein grandioser Wein mit Tiefe, der mit seinen stattlichen 14 Prozent Alkohol nur die Frage provoziert oder erlaubt, ob das noch ein klassischer Médoc ist, gar ein St. Estephe, der doch für Strenge in jungen Jahren bekannt und bei Sonntagstrinkern dafür berüchtigt ist?! Egal, der Wein hat Größe!
Genußatelier: Herzensweine kontra Superlative
Geschrieben von: August F. Winkler
Was ist der beste Champagner? Was der beste Rotwein, Weißwein, Obstbrand, Port? Das sind Fragen von hollywoodesquem Format, oft gestellt, niemals zu beantworten und deshalb ermüdend.Vega Sicilia Valbuena 3 ano 1982, Ribera del Duero
Geschrieben von: August F. Winkler
Vega Sicilia Valbuena 3 ano 1982, Ribera del DueroDie Erwartung war nicht gewaltig, aber angemessen groß. Denn die Flasche, die ich in letzter Zeit bereits mehrmals in der Hand hatte und doch nicht entkorkte, ist in gewisser Weise ein Dokument: Das Jahr 1982 ist eine Zäsur in der Geschichte dieses traditionsreichen nordspanischen Weinguts, das vor gut hundert Jahren erstmals ein „Vega Sicilia“ auf die Flaschen pappte. Aber so richtig zu Ruhm kamen Gut und Weine eben ab 1982, als die kastilische Unternehmersfamilie Alvarez das Gut kaufte, besser: im letzten Moment den Getränkekonzernen Martini & Rossi sowie Nestlé weggeschnappt hatte und – nach reichlicher Investition – für eine neue Blüte sorgte.

Nun zum 1982er Valbuena, der, um das Fazit vorweg zu nehmen, schlicht entzückte ob seiner nach wie vor präsenten Fruchtigkeit – 1982 war ein sehr gutes Jahr mit Weinen von Kraft und Finesse, und die Flasche lag seit cirka 25 Jahren unangetastet in meinem Kellergewölbe. Der Korken bröckelte leicht, blieb jedoch weitgehend intakt. Nach einem Probeschluck entschied ich mich fürs Dekantieren, und siehe da: Der anfänglich etwas ätherisch sich gebende Wein blühte in der Karaffe und danach im Glas zunehmend auf, er wurde klarer in seinem Ausdruck, fester in der Struktur, vielschichtiger in der Aromatik und, so schien mir, sogar tiefer in der Farbe.
In dunklem, seidig glänzenden Granatrot floß der Wein aus der Flasche und verströmte im Nu ein Bukett, das erst von Schattenmorellen dominiert war, sich jedoch bald auffächerte und einen komplexen Duftstrauß aus Pflaume, Preiselbeere und Veilchen ergab, ergänzt durch Leder, ein wenig süße Vanille nebst Karamell, Bitterschokolade und einen Hauch von Minze. Die Nase kringelte sich vor Vergnügen. Auch geschmacklich überzeugte der 34 Jahre alte Wein durch dichte Frucht, weiche Tannine, eine samtige Textur und einen kraftvollen, sich lange hinziehenden Abgang (www.vega-sicila.com).

Wein und Musik: edle Seelentröster des Menschen
Geschrieben von: August F. Winkler
Tatatataaa! - der Schlagzeuger hat bei Beethovens populärster Sinfonie viel zu tun. Man sitzt im Konzertsaal und hat sich vorgenommen, diesmal nicht zu träumen oder banalerweise die Streicher in solche mit gut und schlecht geputzten Schuhen einzuteilen. Hingeben will man sich und berauschen lassen von der Musik. Aber hinterher verlangt die Seele nach einem Aufguss, und es darf als sicher angenommen werden, dass es “Mozartweine“ ebenso gibt wie „Wagnerweine“. Und zur expressiven, spannungsgeladenen Kraft der Fünften von Beethoven müsste entweder ein kapitaler Hermitage von der Rhone passen oder ein prachtvoller Portwein wie der 1955er von Taylor‘s.Weiterlesen: Wein und Musik: edle Seelentröster des Menschen
Mouton-Galerie: 1973 – Pablo Picasso
Geschrieben von: August F. Winkler
Über kein Weingut ist mehr geschrieben worden, kein Wein unter den Bordeaux-Granden, Lafite, Margaux und Latour eingeschlossen, ist populärer: Château Mouton-Rothschild! Den kennen auch Sonntagstrinker und vermögen darüber artig zu parlieren, selbst wenn sie den Wein noch nie getrunken haben. Liegt’s an der Klasse, der außergewöhnlichen Güte des Gewächses? Gewiß spielt der reine Weinwert eine Rolle, fördert ein Monument wie der 1945er die Legendenbildung. Allerdings ist Mouton unter den Großen nicht unbestritten der Größte, gibt es unter den Jahrgängen auch etliche Ausreißer, nach oben und mehr noch nach unten. Und ob der 1945er wirklich der „größte Wein aller Zeiten“ ist, wie ein Weinhändler meint und für die Flasche knappe 10 000 Euro fordert, ist kühn behauptet. Selbst wenn man edelsüße Weine ausnimmt, finden sich allein unter den Bordelaiser Roten weitere Größen à la 1959 Lafite, 1961 Margaux und Latour oder Weine, die dem 45er an Exzentrik kaum nachstehen wie Cheval Blanc sowie Lafleur des Ausnahmejahrgangs 1947.Seite 9 von 57
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„Der Wein macht den Maulwurf zum Adler“
Dieses ebenso skurille wie poetisch erhöhte Bild hat Charles-Pierre Baudelaire (1821-1867) entworfen, der geniale französische Lyriker, Schriftsteller, Essayist, Dandy, Wagnerianer und Weinkenner, der vor allem mit seiner „Die Blumen...
Gericht der Woche
Karpfen polnisch à la Fürst Rudolstadt
Bei allem Respekt vor der neuen deutschen...
Wein der Woche
2008 Château de Pez, Cru Bourgeois, St. Estephe
Dunkelrot und mit einem jugendliche Frische signalisierenden Lilaschimmer fließt der Wein ins Glas, aus dem im Nu ein dicht geflochtenes Bukett...